Erfahrungsberichte über den Umgang mit ängstlichen Hunden

 

 

Erfahrung mit einem vom Transport völlig gestressten Hund

 

Dezember 2023

 

Liebes Grund zur Hoffnung Team,

 

Auf diesem Wege möchte ich mich nochmal für diesen wirklich tollen Hund bedanken!

Obwohl ich schon einige Auslandshunde hatte, ist dieser Hund besonders.

Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten...

 

Unser Start bzw. der von Karamela war ziemlich holprig. Sie kam - vom langen Transport - ziemlich gestresst am vereinbarten Treffpunkt an.

Die beiden Fahrerinnen haben das toll gemacht und eine unglaubliche Fahrt und Verantwortung auf sich genommen. Hut ab dafür!

 

Für Karamela war das nach der langen Fahrt von Dobrich, Bulgarien, das Öffnen der Box, das Herausnehmen, das Überstreifen vom Sicherheitsgeschirr einfach zu viel. Sie war mit allem überfordert und hat in ihrer Hilflosigkeit auch nach der Fahrerin geschnappt.

In diesem Moment ist mir das Herz in die Hose gerutscht. Ein kurzer Gedanke war: was hast Du Dir da angetan?

 

Ich bin sofort zu meinem Auto, habe mir meine Box geschnappt, rückwarts an den Transporter gehalten, Hund eingeladen, mich verabschiedet und los Richtung Heimat gefahren.

Mit tausend Gedanken im Kopf…

 

Daheim angekommen verlief alles anders als gedacht und geplant.

In Windeseile habe ich unsere Garderobe um- bzw. ausgeräumt. Alles mit Handtüchern und Pippi-Unterlagen ausgelegt. Deko und Schuhe mussten weg.

Dann Karamela inklusive der Box reingetragen und abgestellt. Und erstmal tief durchgeatmet.

Um es etwas zu verkürzen: Karamela hat über eine Woche lang unsere Garderobe nicht verlassen. Aus Angst und aus purem Stress.

 

Geschäfte hat sie auf den Unterlagen verrichtet, allerdings auch erst nach ca. 3 Tagen.

Mir gegenüber war sie nie aggressiv! Ich durfte mich ihr nähern. Anfangs natürlich langsam und vorsichtig, ohne sie zu bedrängen. Habe sehr viel Zeit mit ihr alleine verbracht. Mit ihr geredet, auf dem Boden gelegen, aus der Hand gefüttert. Das Anziehen von Halsband, Geschirr und Leine habe ich auch vorsichtig probiert. Immer ohne Druck aufzubauen.

Meinen Ersthund hat sie nur aus der Ferne gesehen und durch das Kindergitter gerochen. Sie war sozusagen immer mit bei, aber mit Abstand.

 

Wir sind zwei Schritte voran gegangen und dann auch wieder drei Schritte zurück. Sie ist auch meine Tochter einmal ziemlich angegangen, glücklicherweise ist nichts passiert.  

Aber Aufgeben war für mich NIE eine Option! Dafür bin ich zu ehrgeizig!

Und es hat sich mehr als gelohnt!!

 

Irgendwann hat mir mein Verstand gesagt, wir können es in den Garten wagen. Da habe ich sie auch relativ schnell abgeleint. Ich habe sie gerufen und sie kam. Unser Garten ist auch mehr als ausbruchssicher! Das gab mir ein wirklich gutes Gefühl!

 

Wenig später wollte ich ihr unbedingt mehr vom Leben draußen zeigen, den schönen Wald und vieles mehr. Und das war alles so aufregend für sie: die Düfte, die Tannenzapfen, Schmetterlinge. Da wurden vor lauter Ablenkung keine Geschäfte draußen erledigt.

 

Diese hat Karamela schön in ihrem Zimmer ausgeführt. 🙂 Egal wie lange der Spaziergang gedauert hat. Aber auch das hat sich gelegt. Mit Geduld und Verständnis!

Ich bin mit ihr immer nur so viele „Schritte“ gegangen, wie mir mein Gefühl und Verstand und Karamela es mir gesagt bzw. zugelassen haben.

 

Und das war äußerst langsam und in vielen kleinen Schritten. 

 

Genauso langsam war das Zusammenführen mit meiner vorhandenen Hündin. Auch das hat sich ausbezahlt. Die beiden sind nun ein Herz und eine Seele.

 

Kurz drauf stand unser Sommerurlaub an, ganze zwei Wochen. Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht, wie das alles werden wird. Und es war ein toller entspannter Urlaub. Es hat uns allen gutgetan und uns nähergebracht.

 

Ich habe Karamela vertraut und von Anfang an immer an sie geglaubt! Und ich bin mir sicher, das beruht auf Gegenseitigkeit! Denn sie springt mir u.a. auf den Schoß, um zu kuscheln. Sie läuft problemlos Treppen rauf und runter usw.

Mittlerweile gehen sogar beide Hunde täglich mit ins Büro. Danke an meine beiden Chefs! 

Wir üben, dass man nicht jeden Kollegen gruselig finden und anbellen muss. Ebenso nicht jeden Lieferanten. Es wird!

 

Weiterhin gehen wir zwei Mal die Woche in den Hunde-Verein: Einen Kurs "Unterordnung" und Longieren. Sie macht riiiiiesen Fortschritte in kleinen Schritten. In der Unterordnung z.B. waren anfangs manchmal nur 5 Minuten möglich. Für mehr hat Karamelas Konzentration nicht gereicht.

Wir steigern uns. Ich bin unglaublich stolz! Auf uns und auf das, was wir in dem knappen halben Jahr erreicht haben.

 

Mein Fazit: In diesen sog. Auslandshunden steckt unendlich viel Potential. ABER: das muss nicht innerhalb kürzester Zeit entdeckt werden. Lasst die Hunde in ankommen. In aller Ruhe und in deren Geschwindigkeit. Sie geben euch Zeichen, wenn es soweit ist.

Man muss nur wirklich drauf vertrauen! Und sich darauf einlassen! Und vor allem erstmal nichts erwarten!

 

Einen besonderen Dank muss ich an dieser Stelle noch loswerden! Abgesehen von dem Team, das mir mit Rat und Tat zur Seite steht, unendlich viele Fragen beantwortet und alles top organisiert hat, möchte ich speziell Jutta Klauer noch ein riesiges Dankeschön aussprechen, die mich persönlich begleitet und viele Tipps gegeben hat. Einfach unbezahlbar!!

 

 

* * * * *

 

Den Hunden eine Stimme geben

 

10. Januar 2023

 

Liebe zukünftige Adoptanten und Adoptantinnen,

 

nachdem wir schon mehrere Hunde aus Schumen mit Freuden bei uns aufgenommen haben, möchte ich all' den Hunden, die noch dringend auf ein neues, eigenes Zuhause warten, eine Stimme geben.

 

An dieser Stelle ein großes DANKESCHÖN an die vielen Adoptanten und Adoptantinnen, die sich im Vorfeld gut informiert haben, was gerade in der Anfangszeit mit Einzug eines Vierbeiners alles auf Sie zukommen"könnte". Und die sich auch bewusst waren, mit wieviel VERANTWORTUNG die Aufnahme eines Tieres verbunden ist. Ein Tier ist eben kein Gegenstand, welcher bei "Nichtgefallen" oder eventuell anfänglich auftretender Schwierigkeiten problemlos ausgetauscht werden kann.

 

Ein wenig EINFÜHLUNGSVERMÖGEN dem Tier, welches aus einem ganz anderen Umfeld, einer langen Fahrt nach Deutschland, unwissend was mit ihm geschieht(!), entgegen zu bringen, ist nicht schwer, aber von Nöten.

 

Die Tiere wissen nicht, was sie erwartet, wenn sie hier von ihrer neuen Familie abgeholt werden. Viele brauchen anfangs viel – manche weniger - Geduld. Sie brauchen unsere Hilfe, um sich in unserer Welt zurecht zu finden. Wie würden wir uns denn an ihrer Stelle fühlen...?!

Gebt diesen Tieren die Zeit, die sie brauchen - und ich verspreche Euch, Ihr werdet reichlich belohnt werden!

 

Gebt den Hunden und Euch Zeit. Es braucht Zeit, sich kenenzulernen und später zusammenzuwachsen.

 

Ich möchte noch erwähnen, dass nur ein einziger unserer Hunde jemals am ersten Tag ins Haus gepieselt hat. Und dieser Hund, unser Kobi, leidet an Diabetes insipidus, welche durch ein Medikament gut händelbar ist. Wir sind dankbar, ihm somit ein normales Leben ermöglicht zu haben. Wir lieben ihn so sehr! Er ist bis heute unser aller Sonnenschein. :)

 

Unser Kobi ist übrigens blind. Nicht unser erster nicht sehender Hund. Beide völlig problemlos zu händeln, wenn man einige wenige Dinge beachtet. Beide Hunde konnten nach kurzer Eingewöhnung ohne Leine laufen, kannten jeden Stock und Stein – manchmal sogar besser als wir Sehenden. ;) Jederzeit würden wir wieder einen blinden Hund zu uns nehmen.

 

Dann gibt es zur Zeit noch unsere Hündin Dolly. Ihr ganzes Leben – 11 lange Jahre! – verbrachte sie im Tierheim, bevor sie im August 2021 zu uns kam. In kürzester Zeit hat sie sich problemlos bei uns eingelebt! So kann es auch gehen.

 

So wie jeder Mensch ein Individuum ist, so ist es ein Tier auch. Mir hat einmal jemand gesagt: "Man muss den Menschen dort abholen, wo er gerade steht..." Und genau so halte ich es auch mit meinen Vierbeinern und bin immer gut damit zurecht gekommen.

 

Ja, und Mitte Juni letzten Jahres wollten wir mal wieder einem ängstlichen Vierbeiner eine Chance geben - und so kam unser Barney zu uns! Ich habe zuvor noch keinen ängstlicheren Hund erlebt wie unseren Barney. Aber wir hatten uns bewusst für ihn entschieden und waren darauf vorbereitet, dass wir sehr, sehr viel Geduld mit ihm haben müssen... Und die brauchten wir auch...

Barney war froh, unseren ausgeglichenen Kobi an seiner Seitezu haben. Die allererste Zeit wich er ihm kaum von der Seite. Hunde kannte er ja, und unser "Großer" schien ihm eine gewisse Sicherheit zu geben. Uns war von vornherein bewusst, dass unsere anderen Vierbeiner eine große Hilfe für unseren Barney sein werden. Und doch hat es geschlagene FÜNF MONATE gebraucht, bis er sich überhaupt aus dem Haus traute! Fünf Monate nur  Haus und Garten! Aber dann ging es doch ziemlich rasant vorwärts! Und unsere GEDULD hatte sich am Ende ausgezahlt! In kürzester Zeit konnten wir die Leine – zwar noch am Geschirr befestigt! – loslassen, aber immerhin konnten wir ihm damit die Freiheit geben, sein Umfeld zu erkunden, sich richtig auszutoben, Hundebekanntschaften zu machen! Und das Erstaunlichste war dabei für mich – dieser Hund hörte draußen von der ersten Minute aufs Wort... unglaublich... aber wahr! o))

 

Bei allem Fortschritt wissen wir aber, dass noch viel Arbeit notwendig ist, denn unser Barney findet Menschenhände nicht besonders vertrauenswürdig... Und so begleitet uns und unseren Barney jetzt eine der besten Tiertrainerin, die es hier im Umkreis gibt, und wir sind sehr

glücklich darüber!

 

Welch' eine Freude zu sehen, wenn so ein" ängstliches Etwas" so langsam sein Schneckenhaus verlässt - und dann auch noch Spaß dabei hat, unglaublich! Wir empfinden große Dankbarkeit, ihm dabei helfen zu dürfen. Kaum vorstellbar, wie es sein wird, wenn er sich zum ersten Mal an uns schmiegt...

 

Ich habe mir dies alles einmal von der Seele schreiben wollen, um anderen einfach Mut zu machen - nicht gleich aufzugeben, wenn Schwierigkeiten auftreten! Es lohnt sich allemal, wenn man sieht, wie glücklich diese Hunde nach einer gewissen Eingewöhnungszeit sind! Auch unser Barney ist es schon - das kann ich mit gutem Gewissen sagen! Die einen brauchen ein wenig mehr Zeit, die anderen weniger.

 

Es gab nicht einen unserer Hunde, der sich hier nicht eingelebt hat....

 

Fazit:

VERANTWORTUNG

EINFÜHLUNGSVERMÖGEN

VERTRAUEN zum Hund

GEDULD und ganz viel

LIEBE

 

Wenn man das beachtet, steht einer wunderbaren Mensch-Tier-Beziehung

nichts im Wege! 

 

 

Notfelle der Woche

 

Spottys Bruder durfte schon vor einiger Zeit das Tierheim verlassen, Spotty musste leider zurückbleiben. Wir hoffen, dass auch seine Ausreise nicht mehr lange auf sich warten lässt!

 

Taju wünscht sich zu seinem ersten Geburtstag nichts sehnlicher als eine liebe Familie und ein eigenes Zuhause! Wer erfüllt ihm diesen Wunsch?

 

 

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